OP Methoden


Der Magenballon

Der Magenballon ist eine Maßnahme, die keine Operation im herkömmlichen Sinn erfordert. Er wird über eine Magenspiegelung in den Magen eingeführt und hier mit einem Volumen von etwa 600-700 ml aufgefüllt. Hierdurch erreicht der Magen bereits bei geringen Essensmengen seine vollständige Füllung. Es kommt der notwendige Druck auf die Magenwand, die das Sättigungsgefühl nach dem Essen vermittelt. Die Flüssigkeit in dem Magenballon ist mit einem Färbemittel versehen, die beim Austreten, im Falle einer Beschädigung des Ballons, zu einer sichtbaren Verfärbung des Urins führt und sich damit bemerkbar macht. Diese Fälle sind allerdings eine Seltenheit.

Vor Ort füllt der Magenballon den Magen auf, wodurch auch weniger Nahrung aufgenommen werden kann. Man kann nur noch kleine Mengen essen. Die Umstellung kann in den ersten Tagen nach der Implantation durchaus zu Erbrechen führen.

Die Gewichtsabnahmen mit dem Ballon werden durchaus bis zu 30-40 kg angegeben. Bisher ist es lediglich erlaubt, den Magenballon für 6 Monate im Magen zu belassen, dann muss er wieder entfernt werden. Dieses geschieht auf die gleiche Weise wie das Legen, über eine Magenspiegelung. Hierbei wird der Magen mit einer speziellen Nadel entleert und der Ballon aus dem Magen wieder heraus gezogen.

Auf der einen Seite steht der Magen in seiner gesamten Größe wieder für die Aufnahme von Nahrung zur Verfügung. Ein rascher Gewichtsanstieg auf das Ausgangsgewicht innerhalb von 6-12 Monaten ist durchaus möglich, wenn in der Zwischenzeit keine befriedigende Umstellung der Essensgewohnheiten und der Zusammenstellung der Nahrung erfolgt ist. Schon aus diesem Grund ist eine professionelle Begleitung mit ernährungsmedizinischen Kenntnissen während und nach der Magenballontherapie aus unserer Sicht sehr zu empfehlen.

Angewendet werden sollte aus diesen Gründen der Magenballon bei Menschen mit einem geringerem Übergewicht, bei denen die erwartete Gewichtsabnahme eine Aussicht auf eine erfolgreiche Ernährungsumstellung hat, die auch gleichzeitig von einer konsequenten, regelmäßigen sportlichen Betätigung in ausreichendem Maße begleitet wird. Auch Fälle, in denen ein sehr massives Übergewicht (BMI > 70 kg/m2) mit operativen Problemen behaftet ist, können auf diese Weise vorbehandelt werden. Eine Gewichtsreduktion von 30, 40 oder 50 kg kann in diesen Fällen durchaus eine wesentliche Erleichterung für eine geplante Operation bedeuten.

Die Dauer des stationären Aufenthaltes beträgt 3-5 Tage. Die erwartete Gewichtsabnahme beträgt in einem Zeitraum von 1-2 Jahren ca. 60% des Übergewichtes.

Alle weiteren Maßnahmen werden als laparoskopische, minimal-invasive oder sog. "knopflochchirurgische" Operationen durchgeführt.

Das Magenband

Das Magenband wurde bereits 1987 erstmals über eine Bauchspiegelung eingesetzt. Es wird unmittelbar hinter dem Eingang der Speiseröhre in den Magen eingesetzt, so dass der Magen in einen Vormagen von einer Größe von etwa 25-40 ml und den restlichen Hauptmagen unterteilt wird. Dieses Band besitzt einen aufblasbaren Innenring, der über ein Schlauchsystem verbunden ist, welches jederzeit nach der Operation gefüllt und entleert werden kann. Ziel dieser Füllung ist es, den Vormagen für Flüssigkeiten gut durchgängig zu halten, denn ausreichendes Trinken ist essentiell wichtig für den Menschen. Feste Nahrung soll jedoch in dem Vormagen blockiert werden und nur verzögert in den Hauptmagen abgegeben werden. Zur Steuerung dieses Bandsystems wird bei der Operation ein kleiner Port unterhalb des linken Rippenbogens eingesetzt. Dieser kann mit einer speziellen Nadel jederzeit angestochen, gefüllt oder entleert werden. Das Magenband ist als implantiertes Fremdmaterial empfänglicher für Infektionen, z.B. Besiedelung mit Bakterien durch Punktionen oder mechanischen Druckschäden der Magenwand, die bis zum Durchwachsen des Magenbandes durch die gesamte Magenwand auftreten können. In den medizinischen Literaturangaben kann in einem Zeitraum von 5-7 Jahren damit gerechnet werden, dass etwa 20% der eingesetzten Magenbänder wegen verschiedener Komplikationsmöglichkeiten entfernt werden müssen. Letztlich ist jedoch das Magenband eine sehr einfache und sehr wirksame Operationsmethode, die jederzeit reversibel ist und auch als wesentlichen Vorteil die normale Passage der Nahrung über Magen und Zwölffingerdarm beibehält.

Der Schlauchmagen

In jüngster Vergangenheit wird der Schlauchmagen zunehmend in den Vordergrund gestellt. Hierbei wird der nach links ausladende Anteil des Magens ebenfalls über die Bauchspiegelung mit speziellen Klammergeräten abgesetzt und aus dem Bauchraum entfernt. Damit handelt es sich im Gegensatz zum Magenband um eine chirurgische Maßnahme, die nicht mehr rückgängig zu machen ist. Das Füllungsvolumen des Magens beträgt etwa 80-100 ml. Auf diese Weise tritt eine wesentlich frühere Sättigung bei Nahrungsaufnahme auf. Es lassen sich Gewichtsreduktionen von 60-70% des Übergewichtes erzielen. Die normale Passage der Nahrung von Magen und Zwölffingerdarm bleibt erhalten, so daß keine Mangelerscheinungen von Vitaminen, Spurenelementen oder Eiweißen entstehen können. Der Schlauchmagen ist eine operative Maßnahme, bei der Sie mit einem stationären Aufenthalt von etwa 4-6 Tagen rechnen müssen. Die Gewichtsabnahmen werden meistens in einem Zeitraum von 1 1/2 - 2 Jahren beschrieben, aber durch eine langsame Dehnung des Schlauchmagens kann es anschließend durchaus wieder zu einer geringen Gewichtszunahme kommen.

Der Magenbypass

Dieser verbindet die Verkleinerung des Magens, die bei den bisherigen Operationen beschrieben ist mit einer zusätzlichen Verkürzung des Dünndarms. Der Magen wird etwa auf Höhe des oben beschriebenen Magenbandes mit Klammergeräten abgesetzt, so dass nur ein kleiner Vormagen verbleibt. Der Hauptmagen bleibt normal im Bauchraum liegen und wird nicht entfernt. Natürlich muss ein neuer Ausgang des verkleinerten Magens gebildet werden. Hierzu wird der Dünndarm etwa 70 cm nach seinem Beginn hinter dem Zwölffingerdarm durchtrennt und als neuer Ausgang angeschlossen. Die normalen Verdauungssäfte der Galle und der Bauchspeicheldrüse werden ganz normal wie bisher in den Zwölffingerdarm abgegeben, werden aber erst weiter unten der Nahrung beigemischt. Erst ab diesem Zeitpunkt kann die Nahrung auch von der Darmwand in das Blut aufgenommen werden, d.h., es tritt eine funktionelle Verkürzung des Dünndarms auf, die zusätzlich zur Magenverkleinerung einen Anteil zur Gewichtsreduktion liefern soll. Von der gesamten Dünndarmlänge wird auf diese Weise etwa 40-50% ausgeschaltet. Diese Größenordnung der Ausschaltung reicht aus, um auch die meisten Vitamine, Spurenelemente und Eiweiße aufzunehmen und damit auch langfristigen Problemen vorzubeugen. Nicht, oder nur schwer aufgenommen werden Vitamin B12 und Eisen. Das Vitamin B12 wird, wie bei allen Magenoperationen, alle 3-6 Monate problemlos über eine Spritze in den Po zugeführt. Genauso problemlos kann vom Hausarzt über ein Blutbild ein evtl. Mangel an Eisen, der zu einer Blutarmut führt, frühzeitig erkannt werden. Auch dieses lässt sich problemlos ersetzen. Die Umstellungs- und Gewöhnungsphase vom bisherigen normalen Essen auf den Magenbypass läuft im Einzelfall sehr unterschiedlich. Wichtig ist die ausreichende Flüssigkeitsaufnahme in Form von Trinken und Suppe, welches letztendlich auch die Länge des stationären Aufenthaltes bestimmt. Die Verträglichkeit der einzelnen Nahrungsmittel muss in kleinen Portionen (1-2 Löffel oder Gabeln) ausprobiert werden. Die rasche Gewichtsreduktion in der ersten Phase nach der Operation beinhaltet eine Abnahme von Fettgewebe, Wasserverlust, aber auch Muskelverlust. Der Muskelabbau ist natürlich nicht gewünscht und muss durch eine adäquate Zufuhr von eiweißreichen Nahrungsmitteln gebremst werden. Als Richtwert gelten hier etwa 80g Eiweiß pro Tag, was in dieser Menge durchaus in den Nahrungsplan nach einer Operation systematisch eingerechnet werden muss. Um dieses zu unterstützen, halten wir eine ernährungstherapeutische Behandlung gerade nach der Bypass-Operation für besonders sinnvoll.

Der Magenschrittmacher

Eine neue Möglichkeit auf dem Gebiet der Adipositas-Chirurgie ist der Magenschrittmacher. Er besteht aus einer Sonde in der Magenwand und einem kleinen Steuercomputer (Chip) mit Batterie, der zwischen Fett- und Muskelgewebe in die Bauchdecke einbaut wird. Der Eingriff erfolgt minimalinvasiv, es ist nur eine kleine Operation notwendig. Der Chip erkennt eine Nahrungsaufnahme und gibt kleinste Impulse an die Sonde und damit in den Magen ab. Gereizt wird genau die Stelle, die für das "Völlegefühl" zuständig ist. Der Magen meldet nun dem Gehirn "Ich bin satt". Die Nahrungsaufnahme kann reduziert werden. Der Patient isst weniger. Wichtig bei dieser Methode ist, dass Patienten auf ihr natürliches Sättigungsgefühl "hören". Die Batterie soll ca. 5 Jahre halten. Danach wird der Magenschrittmacher entweder entfernt oder ersetzt.

BPD

Die so genannte biliopankreatische Teilung (englisch: biliopancretic diversion = BPD) wurde Ende der 70er-Jahre von Nicolau Scopinaro in Genua (Italien) entwickelt. Sie hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Roux-Y-Magen-Bypass. Das Prinzip besteht aus einer Nahrungsrestriktion (Magenverkleinerung) und einer Mangelverdauung (Bypass). Dabei wird entweder die große Kurvatur (Krümmung) entfernt und ein Magenschlauch gebildet oder ähnlich dem Magenbypass eine quere Abtrennung des Magens vorgenommen. Der abgetrennte Magenrest wird entfernt Die erste Hälfte des Dünndarms wird von der Passage der Verdauungssäfte ausgeschaltet. Der gemeinsame Kanal von Verdauungssäften und Nahrung ist 50 bis 100 cm lang. Dadurch wird die aufgenommene Nahrung erst verspätet mit dem biliopankreatischen Sekret in Verbindung gebracht und damit die Verdauung und Aufnahme energiereicher Nahrungsmittel (Fett und Kohlenhydrate) verringert. Das verringerte Fassungsvermögen des Magens ist für den anfänglichen Gewichtsverlust verantwortlich.

BPD/DS

Der DS oder Duodenal-Switch (=duodenale Umstellung) ist identisch mit dem biliopankreatischen Bypass (BPD). Die Technik ist in ihrer Funktion dem BPD gleichwertig, allerdings mit dem Vorteil des Erhalts des Magenpförtners (Pylorus). Dadurch wird ein sog. "Dumping" verhindert. Diese Methode erzielt den größten Gewichtsverlust aller bisher dargestellten Operationsverfahren. Gleichzeitig ist das Risiko von Mangelernährung, Vitamin- und Mineralstoffmangel sehr hoch. Lebenslange Vitamin- und Mineralsubstitution sind erforderlich. Das Operationsrisiko ist sehr hoch. Die Beurteilung und Überwachung von Eiweißmangel, Blutarmut (Anämie) und Knochenerkrankungen ist in individuell festzulegenden Zeiträumen erforderlich.

Quelle

Dr. Jonas, Selbsthilfegruppe FFM, Adipositas-Portal und Adipositasverband International